Mittwoch, 13. Dezember 2017

Bohnenliebe

„Hast du die extra so hingelegt, um sie für deinen Blog zu fotografieren?“ fragte meine Schwester, als sie zu Besuch war.
„Äh, was?“ fragte ich verwirrt zurück.
„Na, der Teller, der bei dir auf dem Küchentisch steht“, sagt sie und deutete auf einen Pizzateller, auf dem sich allerhand Ernte angesammelt hatte.
„Nein, aber jetzt, wo du das so sagst ...“

Oben: Westgötland, Mitte: Capriana, Unten: Gelbe von Siebenbürgen


Schnell holte ich die Kamera und schoss ein paar Fotos von dem wilden Sammelsurium. Eigentlich ging es bei diesem Arrangement lediglich darum, möglichst wenig Platz auf unserem Küchentisch einzunehmen. JF und ich hatten Kastanien gesammelt, vermutlich hatte M sie auf den Teller gelegt, weil sie überall anders im Weg waren. Dazu kamen Tomaten, die in der Wohnung nachreifen sollten, Bohnen zum Trocknen (in der Hülse und ohne Hülse) und ein paar Samen einer Jalapeno, die in diesem Jahr so wunderschön gewachsen war.

Die Bohnen auf dem Teller sind von drei Sorten, die ich in meinen Gärten vermehrte, die „Gelbe aus  Siebenbürgen“, Capriana und Westgötland. Außerdem habe ich die kletterfaule Splash Trout vermehrt. Eine wunderschöne weiße Trockenbohne mit einer fast pinken Musterung, die später braun wird. Auf dem Foto unten versteckt sie sich zwischen den Bamberger Blauen und der Yin Yang Bohne, die schon seit einigen Jahren in meinem Garten wachsen. Die Keimraten der neuen, mitunter sehr alten – im Sinne von „Das Saatgut lag schon lange rum“ - Bohnen fand ich schlecht.



Von jeder der vier Sorten säte ich 15 Stück.
Die „Gelbe aus Siebenbürgen“ keimte immerhin 5 mal.
Die Westgötland und die Splash Trout brachten jeweils 3 Pflanzen zustande.
Aber die Capriana enttäuschte mich am meisten. Nur eine einzige Bohne reckte ihre Blätter in die Höhe und kletterte später sehr eifrig die improvisierte Bohnenstange hinauf.

Ihr Ertrag war dafür gigantisch. Ich konnte von der Capriana mehr Bohnen sammeln, als von der „Gelbe aus Siebenbürgen“. Meine Enttäuschung hielt an, bis ich „Carpe Diem“ berichtete, dass ich zwar von allen Bohnen etwas ernten konnte, aber die Capriana nur ein einziges Mal gekeimt hatte.

Carpe Diem freute sich riesig über den Erfolg, denn sie hatte Saatgut der Capriana an verschiedene Vermehrer gegeben und ich war die Einzige, bei der es überhaupt gelungen war, neues Saatgut zu gewinnen. Bei allen anderen keimte nicht einmal eine einzige der Bohnen. Meine Enttäuschung verwandelte sich sofort in maßlosen Stolz über diesen Erfolg. Manchmal sind sogar die kleinen Schritte riesige Erfolge. Schade nur, dass man selbst es nicht sieht und erst jemand anderes erklären muss, wie großartig das erreichte Ergebnis ist.

Ich konnte von allen Sorten Saatgut zurück senden und habe selbst noch genug behalten können, um im nächsten Jahr wieder Bohnen anzubauen. Vielleicht reicht es sogar aus, um meine Nachbarn mit Saatgut zu beglücken. Besonders spannend bei der nächstjährigen Vermehrung wird die „Westgötland“, denn die Ernte entsprach überhaupt nicht dem, was ich säte. Aber dazu später mehr.

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